Ernährungsmythen: 10 hartnäckige, die wir prüfen

Ist Honig besser als Zucker? Ist Salz ungesund? Ist Rohkost wirklich gesund? Wir decken eine Reihe an Ernährungsmythen auf. Wie sie in die Welt gekommen sind, weiß keiner. Wahrscheinlich fing alles mit einem harmlosen Missverständnis an, das sich irgendwie verselbstständigte, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden war, die keiner mehr aufhalten konnte. Jetzt sind sie da, die großen Ernährungsmythen: Vermeintlich unumstößliche Wahrheiten, die fast jeder rezitieren kann, ohne zu wissen, dass er einem Irrtum nicht nur aufgesessen ist, sondern ihn immer weiter verbreitet. Es sind solche Mythen, die die gesunde Ernährung zu einem Feld voller kleiner Stolperfallen machen. Denn gerade da, wo man sich doch angeblich ganz sicher sein kann, sucht man nicht nach dem Fehler. Es ist daher empfehlenswert, in Fragen der Ernährung ganz genau hinzusehen, sich abzusichern und nicht blindlings der erstbesten Quelle zu vertrauen. Hier ein paar „Evergreens“ der Ernährungsdichtung.

 

(1) Wer zu viel Kaffee trinkt, dehydriert

Der Ursprung dieses Irrtums ist relativ leicht zu lokalisieren: Kaffee hat einen harntreibenden Effekt. Wer viel Kaffee trinkt, muss häufig auf die Toilette. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist der Einfluss auf den Wasserhaushalt des Körpers so gering, dass man nicht befürchten muss, auszutrocknen. Im Gegenteil: Kaffee kann ganz normal in die Flüssigkeitsbilanz integriert werden.

 

(2) Schokolade löst Glücksgefühle aus

Schokolade enthält Tryptophan, einen Eiweißbaustein, der angeblich die Serotoninausschüttung im Gehirn stimuliert, die uns wohlige Glücksgefühle beschert. Theoretisch klingt das gut, praktisch ist die Konzentration so gering, dass sie keinerlei nachweisbaren Effekt nach sich zieht. Grund für das oft berichtete wohlige Gefühl nach dem Genuss von Schokolade sind die Kohlenhydrate, die über das Insulin die Serotoninbildung im Gehirn fördern.

 

(3) Eier sind schlecht für den Cholesterinspiegel

Zunächst: Cholesterin ist an sich nicht schädlich, unser Körper benötigt es sogar, um zu überleben. Die Aufnahme über die Nahrung liegt bei 200-500mg. Eigelb enthält mit rund 200 mg pro Ei relativ viel Cholesterin, doch auch wenn man mehr als zwei Eier zu sich nimmt, muss man keine Überdosis befürchten. Unser Organismus stellt täglich zwischen 1000-1500mg selbst her. Sobald er mehr mit der Nahrung erhält, drosselt er einfach seine Eigensynthese. Übrigens: Cholesterin ist wichtig für die Herstellung von Hormonen, Vitamin D und Gallensäuren. Und zu guter letzt: Es wurde eindeutig bewiesen, dass der Verzehr von Eiern keinen negativen Einfluss auf das Herz- und Gefäßerkrankungsrisiko hat.

 

(4) Zitronen sind Vitamin-C-Bomben

Zitronen sind mit 50 mg Ascorbinsäure pro 100 g ein guter Vitamin-C-Spender, aber längst nicht der beste. Einen deutlich höheren Vitamin C-Gehalt haben rote Gemüsepaprika mit 140 mg / 100g, grüne Gemüsepaprika mit 117mg und schwarze Johannisbeere sogar mit 177mg / 100g.

 

(5) Honig ist nicht besser als Zucker

Falsch. Wegen des hohen Kohlenhydratgehaltes hat man das lange angenommen, und die Meinung hält sich hartnäckig. Honig enthält aber außer Zucker noch eine Reihe anderer Stoffe wie Flavonoide und Präbiotika. Nachgewiesen ist die positive Wirkung auf die Darmflora sowie die zellschützende und entzündungshemmende Wirkung. Eine Studie mit 50 Erwachsenen förderte weitere erstaunliche Ergebnisse zu Tage. Die Probanden bekamen für ihre tägliche Ernährung keine Einschränkungen oder Vorgaben. Die einzige Bedingung war, dass über einen Zeitraum von acht Wochen täglich mindestens zwei Esslöffel Honig (50 g) gegessen wurden. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Einnahme von mindestens zwei Esslöffeln Honig am Tag zu einer deutlichen Absenkung der Belastung mit freien Radikalen und zu einer Verbesserung des Immunstatus führt. Darüber hinaus verringerte Honig den Appetit auf Süßigkeiten und ermöglichte bei 46% der Probanden eine Gewichtsabnahme ohne Diät. Positive Wirkungen hatte Honig auch auf verschiedene Befindlichkeiten wie Schlafverhalten, Leistungsfähigkeit, Verdauung, Häufigkeit von Kopfschmerzen und Muskelkrämpfen.

 

(6) Fructose ist besser als normaler Zucker

Was für Honig gilt, gilt auch für Fructose. Nur, weil sie in Obst enthalten ist, ist sie nicht gesünder als herkömmlicher Zucker. Fructose enthält nicht nur genauso viele Kalorien, ab einer bestimmten Einnahmemenge führt sie auch zu Unverträglichkeiten wie Übelkeit und Durchfall.

 

(7) Rohkost ist gesund

Eigentlich sollte es klar sein: Manche Lebensmittel sind in roher Form ungesund. Das gilt selbstverständlich auch für rohes Gemüse. Grundsätzlich sind rohes Obst und Gemüse schwerer verdaulich, manche Sorten, wie z. B. Bohnen, in ungekochtem Zustand sogar giftig.

 

(8) Man kann nicht zu viel Obst essen

Obst ist gesund, mehr Obst ist gesünder. Könnte man meinen, doch das stimmt leider nicht. Neben den wertvollen Vitaminen enthält Obst nämlich auch Fruchtzucker, der in großen Mengen eingenommen ein Dickmacher ist.

 

(9) „Bier auf Wein, das lass sein …“

„… Wein auf Bier, das rat ich dir“, so sagt zumindest der Volksmund. Doch er irrt. Ausschlaggebend für den Kater am nächsten Morgen, der einen mit Kopfschmerzen und Übelkeit quält, ist allein die eingenommene Menge an Alkohol. Zwar ist es richtig, dass die Beschwerden heftiger ausfallen, wenn verschiedene alkoholische Getränke durcheinander getrunken werden, die Reihenfolge spielt dabei aber keine Rolle.

 

(10) Salz ist besonders schlecht für den Blutdruck

Lange Zeit wurden Bluthochdruck-Patienten mit einer salzarmen Diät behandelt. Heute weiß man, dass die Risikofaktoren für den Bluthochdruck Übergewicht, Alkohol und Kaliummangel sind. Der zu hohe Salzkonsum folgt erst an vierter Stelle.