Autogenes Training: Durch Vorstellungskraft frei von Stress

Entspannung von täglicher Belastung und Stress ist eine Voraussetzung für körperliches Wohlbefinden und innere Ausgeglichenheit. Aber in der Hektik unseres Alltags zwischen Beruf, Familie und den damit einhergehenden Verpflichtungen haben wir verlernt, uns wirklich zu entspannen. Wenn wir abends endlich Zeit für uns haben, setzen wir uns vor den Fernseher, der weiter zu stressbildenden Reizüberflutung beiträgt.

Was ist Autogenes Training?

Eine Möglichkeit, Entspannung zu „lernen“, ist das Autogene Training, das eigentlich richtig „Training zu autogenen Entspannung“ heißt. „Autogen“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „von selbst“ oder „von innen“. Ziel des Autogenen Trainings ist es demnach, von „innen heraus“ in einen Zustand der Entspannung zu gelangen. Es handelt sich um eine Hypnosetechnik, genauer eine Autosuggestion, bei der der Praktizierende sich durch das Vorsagen positiver Vorsätze selbsttätig in diesen Zustand versetzt. Vereinfacht könnte man Ziel und Funktionsweise des Autogenen Trainings so formulieren: Autogenes Training erreicht körperliche Entspannung allein durch Vorstellung körperlicher Entspannung.

Autogenes Training: Ursprünge und Hintergründe

Erfunden wurde die Technik vom Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schulz zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er beobachtete bei der Behandlung von Patienten, dass sich bei Personen, die sich einen Temperaturanstieg an den Armen vorstellten, tatsächlich ein solcher messen ließ. 1926 wurde das Autogene Training erstmals demonstriert, 1936 veröffentlichte Schulz das Grundlagenwerk „Das autogene Training“. Heute ist die Entspannungstechnik eine gesetzlich anerkannte Therapiemethode. Sie dient der Erhöhung der Lebensqualität, der Verbesserung sportlicher Leistungen sowie der Lernkapazität, zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und ist eine effektive Präventionsmaßnahme gegen die Zivilisationskrankheit Burn-out Syndrom. Sportler, aber auch Personen in gehobenen Management-Positionen wenden sie an, um mit den Stresssituationen, denen sie täglich ausgesetzt sind, umzugehen. Medizinisch wird das Autogene Training u. a. zur Behandlung von Neurosen und Angststörungen, psychosomatischen Beschwerden, z. B. durch Flug- und Platzangst, Magengeschwüren und zur Begleitung von Krebstherapien verschrieben.

 

Jeder kann es lernen

Das Autogene Training verläuft in drei Stufen. Auf der ersten Stufe, der sogenannten Grundstufe, werden Körperzustände wie Schwere, Wärme oder auch Kühle mithilfe gesprochener Sätze suggeriert und erlebt. Diese Körperzustände werden von den Praktizierenden als tief beruhigend empfunden. Die Übungen dauern etwa 3 bis 15 Minuten. Auf der Mittelstufe werden positiv formulierte Sätze wie „Ich bleibe ruhig und gelassen“ oder „Ich werde während meines Referats nicht nervös“ gesprochen. Voraussetzung für das Funktionieren der Autosuggestion ist eine entspannte Sitzhaltung und das langsame Rezitieren der Vorsätze mit ruhigem Tonfall. Die Oberstufe bleibt psychoanalytischen Therapien vorbehalten. Anfänger erzielen nach Kursen von 3 bis 14 Stunden bereits gute Ergebnisse und können die Entspannungstechnik danach selbst anwenden.